Auf dem Transfermarkt des Fußballs kommt es zwar regelmäßig zu mehr oder weniger gelungenen Transfers mit normalem Ablauf, doch immer wieder auch zu Pannen, die kurioser, aber auch tragischer Natur sein können. Nachfolgend haben wir eine Auswahl von zehn Fällen zusammengestellt, in denen einiges schiefgegangen ist.
Eric-Maxim Choupo-Moting
Ehe seine Karriere erst relativ spät mit Stationen unter anderem bei Paris St. Germain und beim FC Bayern München richtig Fahrt aufnahm, benötigte der junge Eric-Maxim Choupo-Moting einige Zeit, um in der Bundesliga Fuß zu fassen. Der Hamburger SV hatte so für sein Eigengewächs Anfang 2011 nur wenig Verwendung.
Um sich nicht mit kurzen Einsätzen als Joker begnügen zu müssen, einigte sich Choupo-Moting mit dem im Abstiegskampf befindlichen 1. FC Köln auf eine Leihe. Der HSV gab sein Okay, doch der damals 21 Jahre alte Angreifer sollte nie mit dem Geißbock auf der Brust auflaufen. Denn nach zwei gescheiterten Übermittlungsversuchen ging das Fax mit den Transferunterlagen erst um 18.12 Uhr bei der DFL ein – und damit zwölf Minuten nach Transferschluss. Den Wechsel wegen offenkundiger technischer Probleme dennoch durchzuwinken, lehnte die DFL ab.
Abedi Pele
Nach erfolgreichen Jahren bei Olympique Marseille lief es für Abedi Pele schon bei Olympique Lyon und beim damaligen AC Turin nicht mehr ganz rund. Dennoch war der damals 31 Jahre alte Offensivmann der Meinung, dass ihm im Spätsommer 1996 der FC Bayern München ein Angebot unterbreitete. Afrikas Fußballer der Jahre 1991 bis 1993 unterschrieb begeistert einen Vertrag über zwei Jahre, um dann eine negative Überraschung zu erleben.
Denn Pele hatte nicht etwa beim FC Bayern zugesagt, sondern beim TSV 1860 München, dessen Existenz dem ghanaischen Volkshelden offenkundig nicht bekannt war. Eine Erfolgsgeschichte wurde aus dieser Liaison denn auch nicht. Abedi Pele lief zwar in immerhin 57 Pflichtspielen für die Münchner Löwen auf, doch mit vier Toren und sieben Vorlagen hielten sich die Quoten in einem überschaubaren Bereich.
Die Cebinac-Brüder
Groß waren die Erwartungen beim 1. FC Köln, als im Sommer 1965 die Verpflichtung von Srdjan Cebinac bekannt gegeben wurde, der vom OFK Belgrad ans Geißbockheim kam und von Kölns legendären Klubboss Franz Kremer mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht wurde. Nicht zuletzt deshalb, weil der Flügelspieler zuvor in einem Probetraining einen exzellenten Eindruck hinterlassen hatte.
Tatsächlich allerdings lief Cebinac in lediglich vier Pflichtspielen für den FC auf. Schlichtweg deshalb, weil die Leistungen in der täglichen Arbeit nicht ausreichend waren. Die Diskrepanz zwischen dem Auftreten im Probetraining und nach der Vertragsunterschrift war riesig und mündete schnell im Verdacht, dass Cebinac seinen Zwillingsbruder Zvezdan in Köln vorspielen hatte lassen – auch wenn diese Theorie von Vereinsseite stets dementiert wurde.
Zvezdan landete indes zwei Jahre später auch in der Bundesliga und trug als absoluter Leistungsträger zur überraschenden Meisterschaft des 1. FC Nürnberg bei. Für den Club und später für Hannover 96 absolvierte der wohl deutlich bessere Zwilling insgesamt 93 Bundesliga-Spiele.
Andriy Shevchenko
Und wieder der 1. FC Köln, der sich in seiner Historie nicht nur, aber auch in Sachen Transfers einige Fehler erlaubt hat. So auch im Sommer 1997, als Trainer Peter Neururer begeistert von einer Scouting-Reise zurückkam und dem Verein die Verpflichtung eines gewissen Andriy Shevchenko wärmstens ans Herz legte. Neururer hatte nach eigener Aussage mit Dynamo Kiew bereits eine Ablöse von 150.000 Mark ausgehandelt und der damals 20-jährige Angreifer hätte für ein kleines Gehalt für den FC gespielt.
FC-Manager Karl-Heinz Rühl allerdings lehnte die Verpflichtung trotz der günstigen Konditionen laut Neururers Schilderung viele Jahre später mit den Worten „Nein. Du mit deinen Exoten!“ ab.
Shevchenko sollte dann zwei Jahre später für rund 24 Millionen Euro zum AC Mailand wechseln und 2006 für sogar 44 Millionen Euro zum FC Chelsea weiterziehen. Fraglos war der Ukrainer einer der besten Torjäger seiner Zeit, aber eben nicht beim 1. FC Köln.
Emiliano Sala
Als einer der tragischsten Transfers überhaupt fand der Wechsel von Emiliano Sala vom FC Nantes zu Cardiff City Eingang in die Fußballgeschichtsbücher. Im Januar 2019 einigten sich beide Vereine auf eine Ablöse in Höhe von umgerechnet rund 17 Millionen Euro für den argentinischen Angreifer, der zwei Tage später in Frankreich in ein Flugzeug stieg, seinen neuen Klub in Wales aber nie erreichte.
Das Flugzeug, das den späteren Ermittlungen zufolge schon vor dem Start in keinem guten Zustand war, stürzte wenig später mit dem nicht ausgebildeten Piloten und Sala in den Ärmelkanal. Als verheerende Entscheidung stellte sich damit letztlich heraus, dass Sala einen von Cardiff angebotenen Charterflug über Paris ablehnte, um mehr Zeit für seine Verabschiedung in Nantes zu haben.
Drei Jahre und sieben Monate nach dem Tod Salas entschied der Internationale Sportgerichtshof CAS, dass Cardiff trotz des noch nicht komplett abgewickelten Transfers die erste Rate in Höhe von sechs Millionen Euro nach Nantes überweisen muss.
Ali Dia
Nach 59 Länderspielen für Schottland verzeichnete Graeme Souness auch eine durchaus respektable Trainerkarriere mit Stationen unter anderem beim FC Liverpool, den Blackburn Rovers, Benfica Lissabon und Galatasaray Istanbul.
Eher kurz fiel Souness’ einjährige Amtszeit beim FC Southampton in der Saison 1996/97 aus, die dennoch einen denkwürdigen Moment der Premier-League-Geschichte mit sich brachte.
Denn im Herbst 1996 erhielt Souness einen Anruf des damaligen Superstars George Weah – oder wie sich später herausstellen sollte, von einer Person, die sich als Weah ausgab. Der Anrufer empfahl Souness seinen Cousin Ali Dia, der unter anderem für Paris Saint-Germain gespielt und 13 Länderspiele bestritten haben soll. Southampton stattete Dia mit einem Vertrag über einen Monat aus und wollte den zuvor tatsächlich unter anderem in der 2. Bundesliga beim VfB Lübeck über zwei Kurzeinsätze nicht hinausgekommenen Angreifer eigentlich in einem Spiel der Reserve erstmals testen.
Jene Begegnung der zweiten Mannschaft allerdings wurde abgesagt und Souness nahm Dia stattdessen in den Spieltagskader für die Premier-League-Partie gegen Leeds United. Und als sich Matthew Le Tissier nach 32 Minuten verletzte, schickte Souness Dia sogar direkt auf den Platz – um ihn nach 53 Minuten und einer denkbar schlechten Vorstellung wieder auszuwechseln. Kurze Zeit später wurde Dias Engagement bei den Saints beendet. In Erscheinung sollte er auf großer Bühne nie wieder treten. Und wenig überraschend gibt es auch keine verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Weah und Dia.
Rabah Madjer
Mit dem FC Porto besiegte Rabah Madjer im Finale des Europapokals der Landesmeister 1987 den FC Bayern München mit 2:1, steuerte selbst den per Hacke erzielten Ausgleichstreffer und die Vorarbeit zum Siegtor bei.
Der algerische Stürmer ging den Münchner Verantwortlichen danach nicht mehr aus dem Kopf und stand nur ein halbes Jahr später vor einem Wechsel zum FC Bayern. Madjer unterschrieb nach eigenen Angaben sogar einen Dreijahresvertrag in München und posierte anschließend für Fotos sowohl im Bayern-Trikot als auch in Lederhosen – allerdings etwas verfrüht. Denn aufgrund einer schweren Oberschenkelverletzung rasselte Madjer durch die schon damals obligatorische sportmedizinische Untersuchung und der Vertrag mit dem FCB war hinfällig.
Felipe Santana
Ein nicht bestandener Medizincheck war auch der Grund dafür, dass Felipe Santana im Juli 2015 nicht vom FC Schalke 04 zum 1. FC Köln wechselte. Während als offizielle Begründung ein aufgedeckter Muskelfaserriss in der Wade genannt wurde, kamen schnell andere Spekulationen auf.
So machte die Runde, dass der mit einem Verband an der rechten Hand zu den Untersuchungen erschienene Brasilianer während seines Heimaturlaubs angeschossen worden sein soll. Konkret dazu geäußert hat sich trotz mehrfacher Nachfrage bei allen Beteiligten niemand. Alleine die Gerüchte führten aber dazu, dass Santana auf dem Transfermarkt erst einmal nicht mehr vermittelbar war und Schalke letztlich erst ein halbes Jahr später in Richtung Kuban Krasnodar verlassen konnte.
França
Die rund 1,3 Millionen Euro teure Verpflichtung des Brasilianers França im Januar 2013 warf kein gutes Licht auf die Verantwortlichen von Hannover 96 um den damaligen Manager Jörg Schmadtke und ihre bei der Vorbereitung von Transfers an den Tag gelegte Sorgfalt. Denn der zentrale Mittelfeldmann war um mehrere Zentimeter kleiner als erwartet, wobei die Angaben zwischen sechs und neun Zentimetern schwankten. Anstelle eines 1,90 Meter großen Abräumers stellte sich bei 96 ein offiziell dann nur 1,82 Meter großer Sechser vor.
Letztlich musste Schmadtke im Zuge dessen einräumen, Franca nie live vor Ort gesehen, sondern alleine anhand von Videobildern verpflichtet zu haben. Zum wenig später erfolgten Aus des seinerzeit schon umstrittenen Managers trug die Personalie auch ihren Teil bei – und Franca, der kurz nach seiner Ankunft an Tuberkulose erkrankte, sollte tatsächlich nie auch nur ein Spiel für die Niedersachsen absolvieren.
Isco
Im Januar 2023 stand der 1. FC Union Berlin vor einem der größten Coups seiner Vereinsgeschichte, war der vielfache spanische Nationalspieler Isco doch schon vor Ort und augenscheinlich dazu bereit, bei den Eisernen zu unterschreiben.
Zustande gekommen ist der Wechsel des damals vereinslosen und deshalb ablösefreien Kreativspielers aber nicht. Isco beklagte einige Monate später, dass Union Berlin binnen kurzer Zeit noch nach absolviertem Medizincheck wesentliche Vertragsinhalte geändert haben soll.
Ins Detail ging Isco nicht, doch die Vermutung, dass von Spielerseite Brutto- und Nettobeträge verwechselt wurden, kam rasch auf. Schließlich erfolgen Gehaltsangaben in Spanien üblicherweise netto, wohingegen in Deutschland normalerweise das Bruttogehalt genannt wird.
Johannes Ketterl
Experte für Fußball
Geboren 1983 in der Oberpfalz und dort von kurzen Ausnahmen bis heute wohnhaft. Dennoch und trotz deutlich mehr Tiefen als Höhen von klein auf Fan des 1. FC Köln. Studium an der Universität Regensburg und an der FH Schmalkalden, seit 2010 als freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt Fußball tätig. Als lizenzierter Fußball-Trainer im Nachwuchsbereich aktiv und mit einem gewissen Faible für die italienische Serie A. Ewige Helden: Maurice Banach und Dennis Bergkamp.
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