Nach dem Ende der regulären Saison stand eigentlich außer Frage, dass die Boston Celtics und Washington Wizards ihrer Aufgabe in der ersten Runde nachkommen würden und in die zweite Runde einziehen. Beide spielten eine tolle Saison, waren favorisiert und an ein mögliches Ausscheiden, dachte niemand. Der Verlauf der ersten Runde war dann aber bei beiden Teams nicht besonders souverän und der Einzug in Runde 2 wurde zu einem großen Fight. Beim Blick auf die jeweiligen Situationen werden wir dies nochmal genauer aufarbeiten.
Werfen wir zunächst aber einen Blick auf die direkten Duelle der beiden Teams während der regulären Saison. Spiel Nummer 1 fand im November statt und die Wizards konnten sich in eigener Halle mit 118-93 durchsetzen. Otto Porter Jr wurde mit 34 Punkten zum überraschenden Matchwinner und steuerte außerdem 14 Rebounds bei. Der Sieg kam für Washington in einer kritischen Phase zu Beginn der Saison, konnte aber im Nachhinein als Vorbote für das gesehen werden, was die Wizards noch leisten sollten. Wichtig sicherlich, dass Al Horford auf Seiten der Celtics fehlte.
Trotz des Sieges im ersten Spiel, verloren die Wizards im Januar das zweite Aufeinandertreffen gegen die Celtics. Mit 38 Punkten führte Isaiah Thomas sein Team zum 117-108 Sieg und sorgte dabei im letzten Viertel für die Entscheidung. Auf Seiten der Wizards überzeugte Beal mit 35 Punkten, doch Wall traf nur 4 seiner 21 Würfe und zeigte trotz 9 Punkten, 7 Rebounds und 11 Assists eine insgesamt zu schwache Leistung.
In Spiel Nummer 3, knapp zwei Wochen später, war Wall dann aber wieder besser drauf. 27 Punkten waren genug um den erneut starken Beal (31 Punkte) zu unterstützen und auch der ausgeglichenen Teamleistung der Celtics genug entgegen zu setzen. Das vierte und letzte Spiel fand dann im März statt und hier waren es erneut die Celtics die das Spiel mit 110-102 gewinnen konnten, obwohl sich die Wizards gegen Ende nochmal ran kämpften. Das Duell zwischen Wall und Thomas erhielt und erhält in dieser Serie sicher besondere Aufmerksamkeit, doch auch die Duelle Crowder gegen Porter Jr., Beal gegen Bradley oder Horford gegen Gortat waren bereits interessante Match-Ups auf Augenhöhe, lieferten bereits eine Menge Spaß und versprechen auch für die Playoffs eine Menge Unterhaltung,
Am Ende trennten sich die Teams also leistungsgerecht mit 2-2 und bringen einige interessante Vorgeschichten mit. So wurden Wall und Crowder beispielsweise im zweiten Spiel beide aus der Halle verwiesen, nachdem sie im Spiel aneinander gerieten. Vor Spiel 3 reisten die Wizards zudem komplett in schwarz gekleidet an, in Anlehnung daran, auf die Celtics-Beerdigung zu gehen, die sie nachdem Spiel abhalten konnten, nachdem sie von den Wizards besiegt worden. Die Psychospielchen waren also schon in der regulären Saison in vollem Gange und so darf man sich auf eine interessante Serie zwischen den beiden Teams freuen.
Situation Boston Celtics (1. Platz: 53 Siege – 29 Niederlagen)
Für die Celtics war die erste Runde eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie letztlich zugegebenermaßen souverän, aber sicher auch mit ein wenig Glück überstanden. Dabei begann alles ganz furchtbar, als Isaiah Thomas Schwester nur einen Tag vor Beginn der ersten Runde einen tödlichen Autounfall hatte. Die Stimmung war furchtbar, Thomas war sichtlich mitgenommen und die Bulls nutzten die Schwächephase eiskalt aus.
Dank eines überragenden Rondos gewannen sie die ersten beiden Spiele in Boston mit 106-102 und 111-97 und sorgten damit für eine große Überraschung, nachdem sie in der regulären Saison viele Probleme hatten. Boston stand nun plötzlich mit dem Rücken zur Wand und schien überrumpelt. Thomas schaffte es nicht Rondo zu stoppen und auch Wade und Butler harmonierten plötzlich mit dem wiedererstarkten Guard.
Coach Brad Stevens hatte anschließend eine Menge Aufbauarbeit zu leisten und profitierte in dieser Zeit davon, dass bekannt wurde, dass sich Rajon Rondo an der Hand verletzte und mit einem Bruch einige Zeit ausfallen wird. Die Celtics ergriffen ihre Chance, gewannen die beiden Spiele in Chicago mit 104-87 und 104-95, sodass die Serie plötzlich wieder ausgeglichen war.
Auch in Spiel 5 konnten sie vor den eigenen Fans die Oberhand behalten und machten beim 108-97 Sieg kurzen Prozess. Mit drei Siegen im Rücken, den sichtbaren Problemen der Bulls und dem Wissen, dass man eigentlich die sowieso bessere Mannschaft sein sollte, zeigten sie eine konzentrierte Leistung in Spiel Nummer 6 und entschieden die Serie durch den 105-83 Auswärtssieg für sich. Leider musste Isaiah Thomas nach dem Einzug in Runde 2 direkt zur Beerdigung seiner Schwester und so bleibt fraglich, in welcher Verfassung er die 2. Runde angehen kann.
Situation Washington Wizards (4. Platz: 49 Siege – 33 Niederlagen)
Als Tabellenerster ließen die Celtics also ein wenig die Souveränität gegen den Tabellenachten vermissen, doch auch die Wizards spielten in der ersten Runde nicht wirklich befreiter auf. Zwar gingen sie mit zwei Heimsiegen gegen die Atlanta Hawks in Führung und die Leistungen beim 114-107 und 109-101 können als zufriedenstellend beschrieben werden, doch trotz allem brachen sie dann in den Spielen 3 und 4 ein wenig ein. Das Trio um Schröder, Millsap und Howard war plötzlich kaum zu stoppen und so konnten die Hawks ein wenig überraschend die Serie wieder ausgleichen. 116-98 in Spiel 3 und 111-101 in Spiel 4 lauteten die Ergebnisse, die plötzlich fragen darüber aufwarfen, wie stark die Wizards tatsächlich sind.
Glücklicherweise präsentierten sich aber John Wall und Bradley Beal in herausragender Verfassung und brachten ihre Mannschaft letztlich verdient in die zweite Runde. Wall überzeugte in Runde 1 mit 29,5 Punkten, 4 Rebounds und 10,3 Assists, Beal stand ihm mit 25,8 Punkten in Nichts nach. Vor allem das letzte Spiel von Wall war dabei jedoch überragend, erzielte er ein Playoff-Career High mit 42 Punkten und war mit 16-25 aus dem Feld enorm stark.
Auch insgesamt präsentierte sich Washington stark. Nach den großen Problemen zu Saisonbeginn, spielten letztlich neun Spieler 16 Minuten oder mehr, sodass auch das Teamgefüge immer stärker wurde und die Kritik von Gortat an der zweiten Fünf vergessen scheint. Letztlich sind sie also gut auf diese Serie vorbereitet und konnten in Runde 1 das nötige Selbstvertrauen sammeln.
X-Faktor: Avery Bradley
Der Flügel der Celtics war bereits in der ersten Runde ein enorm wichtiger Mann für die Celtics. Defensiv kümmerte er sich mit großem Erfolg um Jimmy Butler, offensiv wurde er zudem mit 16 Punkten pro Spiel zur zweiten Option der Celtics.
Auch gegen die Wizards wird er eine solche Rolle übernehmen müssen. Da Thomas nicht der beste Verteidiger ist, wird es umso wichtiger, dass er sowohl gegen Wall, als auch gegen Beal einen schweren Job haben wird. Da Beal selbst auch nicht so groß ist, hat Bradley nicht die körperlichen Nachteile, die er gegen Butler hatte, was ihm zu Gute kommen könnte.
Doch neben der Defensive ist er auch offensiv gefordert, wird er seine Gegenspieler hier müde machen müssen und gleichzeitig eine gefährliche Option sein müssen. Macht er seinen Job gut, steigen die Chancen der Celtics und so könnte er der spielentscheidende Mann in der Serie werden.
Boston Celtics – Washington Wizards Serien-Tipp
Boston hat den Heimvorteil auf seiner Seite und ist als Nummer 1 gesetztes Team natürlich favorisiert. Die Ausgangslage ist allerdings nicht wirklich ideal, schwebt die Thomas-Situation noch immer wie eine dunkle Wolke über den Celtics und zeigten sie in Runde 1 unerwartete Schwächen. Die Wizards waren zwar auch nicht wirklich souverän, konnten aber immerhin ihren Heimvorteil verteidigen und am Ende sowohl durch starke Leistungen ihrer Anführer Wall und Beal, aber auch durch gute Teamleistungen überzeugen.
Das Duell zwischen Wall und Thomas wird natürlich die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, könnte man davon sprechen, dass die vielleicht besten Guards der Eastern Conference aufeinander treffen (Kyrie Irving sollte an dieser Stelle genannt werden). Doch auch die anderen Match-Ups versprechen eine Menge Spannung und sicher darf man sich auf eine sehr interessante Serie freuen.
Schlussendlich halte ich die Wizards aber für etwas stärker. Sie haben den größeren Willen und Matchup-bezogen, das etwas bessere Team. Boston ist zu sehr von Thomas abhängig und wenn die WIzards ihn einigermaßen kontrollieren, werden sie sich durchsetzen können. Ich gehe jedoch davon aus, dass es hart umkämpft wird und die Wizards am Ende sieben Spiele brauchen
Tipp: Washington Wizards in 7
Spiel 1
Ähnlich wie vor Beginn der ersten Runde, wird auch der Start in Runde 2 von dem Tod von Isaiah Thomas Schwester begleitet. So war er zwischen der ersten und zweiten Runde bei der Beerdigung und wird sich daher nicht ganz so gut auf die Serie vorbereiten können. Teilweise sah man ihm in Runde 1 sogar an, dass er nicht wirklich konzentriert schien, auch wenn man ihm deshalb überhaupt keinen Vorwurf machen darf und er seine Mannschaft letztlich doch mit überragenden Leistungen in Runde 2 führte
Doch wäre Rondo fit gewesen hätte es spannender werden können und da auch die Wizards einen enorm starken Guard mit Wall haben, der keine Rücksicht auf Thomas Gefühlswelt nehmen wird, denke ich, dass die Wizards etwas frischer und besser eingestellt in das erste Spiel gehen und die erste Partie gewinnen können. Boston startet also erneut mit einer Heimpleite und verschafft sich damit eine schwierige Ausgangslage.
Tipp: +4,5 Washington Wizards – Quote 1,91 William Hill (sehr fairer 100€ Bonus)
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Benjamin Hoffmann
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