Nationalsport – Spannende Wettkämpfe jenseits des Mainstreams

Wenn die Rede auf den Volkssport Nummer eins kommt, geht es rund um den Globus in den allermeisten Fällen um König Fußball. Fraglos handelt es sich dabei um den weltweit populärsten Sport, der aber zumindest in einigen Ländern auch Konkurrenz durch einen Nationalsport hat. Dabei gilt es die Begriffe Volks- und Nationalsport voneinander abzugrenzen.

Bei Nationalsporten handelt es sich um länderspezifische Sportarten, die in einer bestimmten Region oder in einem Land besonders populär, andernorts aber teilweise sogar unbekannt sind. Wir beschäftigen uns nachfolgend genauer mit dem Thema und stellen auch einige Nationalsportarten der Welt vor.

Offizielle und inoffizielle Nationalsportarten

Es spielt zwar eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, da sich ein Nationalsport natürlich nicht per Dekret verordnen lässt, sondern nur durch die Beliebtheit bei der Bevölkerung entsteht und gepflegt wird, aber doch gibt es Länder, die diesen Weg beschritten haben. Insgesamt 17 oft unbekannte Sportarten in Europa gelten in ihren Ländern nicht nur als Nationalsport, sondern sind sogar qua Gesetz als solcher festgelegt.

Varzesh-e Bastani

Foto: Ricard Altes Molina / Alamy

Nachfolgend die uns bekannten Länder mit einer oder auch mehreren offiziellen Nationalsportarten:

  • Argentinien – Pato
  • Bahamas – Sloop Sailing
  • Bangladesch – Kabaddi
  • Brasilien – Capoeira
  • Kanada – Lacrosse und Eishockey
  • Chile – Chilenisches Rodeo
  • Kolumbien – Tejo
  • Iran – Polo, Wrestling und Varzesh-e Bastani
  • Mexiko – Charreria
  • Naminia – Fußball, Netball, Rugby
  • Nepal – Dandi Biyo
  • Pakistan – Hockey
  • Philippinen – Arnis
  • Puerto Rico – Paso Fino
  • Russland – Sambo
  • Sri Lanka – Volleyball
  • Uruguay – Destrezas Criollas

Obwohl es darüber hinaus sicher in den meisten Länder eine Sportart gibt, die als wesentlicher Bestandteil von Kultur und Gesellschaft gelten, existieren darüber hinaus keine per Gesetz verordneten Nationalsportarten.

Nationalsport im deutschsprachigen Raum

Es besteht kein Zweifel daran, dass in Deutschland der Fußball in der Gunst der Sportfans mit großem Abstand vorne liegt. Darüber hinaus erfreuen sich auch weitere Sportarten wie Handball, Tennis oder Eishockey relativ großer Beliebtheit. Eine klassische Nationalsportart gibt es in Deutschland indes nicht – zumindest nicht auf das ganze Land bezogen. Denn in einzelnen Regionen finden sich durchaus Dinge, die sich als Nationalsport bezeichnen lassen.

In Bayern, ohnehin reich an Traditionen, darf man in diesem Zusammenhang das sogenannte Fingerhakeln oder auch das Maßkrugstemmen nennen – beides ist vor allem in Verbindung mit großen Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest bekannt.

Im Norden Deutschlands frönt man derweil noch immer gerne dem Fahnenjagen, teilweise auch bekannt als Ringreiten, einem alten Ritterspiel, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen.

Erwähnen kann man an dieser Stelle noch das Klotstockspringen, das den Stabhochsprung angelehnt ist, oder das Boßeln, das Ähnlichkeiten zum französischen Boule-Spiel aufweist.

Geht es um Nationalsport in Österreich, kommt man nicht am Wintersport vorbei. Nicht nur, aber vor allem in Alpennähe erfreut sich naturgemäß Ski Alpin großer Beliebtheit, aber auch viele herausragende Skispringer oder Biathleten stammen aus Österreich.

Ähnliches gilt auch für die Schweiz, wobei die Eidgenossen darüber hinaus auch noch landestypische Sportarten pflegen, die andernorts nicht bekannt sind. Schwingen, Hornussen oder Steinstoßen etwa stellen eine außergewöhnliche Sportarten Übersicht in der Schweiz dar.

Nationalsportarten in Europa

Einen länderübergreifenden Nationalsport Europa gibt es, Fußball einmal ausgenommen, nicht. Generell sind in Europa zwar Sportarten in verschiedenen Ländern vorhanden, die nur regional Popularität besitzen, aber nicht in der Vielzahl wie in anderen Regionen der Ende. Neben den schon erwähnten Sportarten Europa im deutschsprachigen Raum sind es vor allem drei europäische Länder und ihre Sportarten, die wir nachfolgend zumindest kurz vorstellen wollen:

Gaelic Football

Kann man auf Gaelic Football wetten? Während viele Sportfans auf dem Kontinent diese Frage nicht beantworten können und teilweise gar nicht wissen, was es mit Gaelic Football auf sich hat, handelt es sich dabei um einen in Irland höchst beliebten Sport. Dabei handelt es sich um einen Sport, der anderen keltischen Spielen ähnelt und Elemente aus Australian Football, Rugby und Fußball vereint.

Sambo

Sportarten aus anderen Ländern, insbesondere aus Asien wurden in der Sowjetunion stets verfolgt und analysiert. So besitzt die heute vor allem in Russland ausgeübte Kampfsportart Sambo Wurzeln im japanischen Judo und Jiu-Jitsu, umfasst aber auch Anleihen von anderen Kampfsportarten und dem europäischen Ringen.

Paddeltennis

Paddeltennis, auch Padel-Tennis, Pádel oder Paddle-Tennis, wird in Europa vor allem in Spanien gespielt, gehört aber auch zu regional beliebten Sportarten in anderen Ländern wie beispielsweise Argentinien oder den USA. Dabei existieren verschiedene Varianten des Spiels, die vom Grundsatz her dem klassischen Tennis ähneln, allerdings teils deutlich andere Regeln haben.

Nationalsportarten aus aller Welt

Nationalsportarten der Welt sind derweil überaus vielfältig und in fast allen Regionen der Erde zu finden. Besonders häufig finden sich Typische Sportarten Länder aber in Asien sowie in Latein- und Südamerika. Wir haben nachfolgend wiederum eine Reihe von Nationalsportarten zusammengestellt und wollen den vielen Sportfans hierzulande zumindest kurz erklären, worum es sich dabei handelt.

Sepak Takraw

Sepak Takraw

Foto: Ray Evans / Alamy

Bei Sepak Takraw handelt es sich um eine thailändische Mannschaftssportart, die Ähnlichkeiten zu Volleyball aufweist. Allerdings darf von den drei Spielern pro Team anders als beim Volleyball auch der Fuß benutzt werden, um zu verhindern, dass der Ball auf der eigenen Hälfte des Netzes den Boden berührt und um auf die gleiche Weise auf der gegnerischen Seite zu punkten.

Buzkashi

Buzkashi ist ein traditionelles Reiterspiel im persischen Raum, das vor allem in Afghanistan, aber auch in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan, teilweise unter anderem Namen, gespielt wird. Dabei tritt eine eine zahlenmäßig nicht begrenzte Anzahl an Reitern im Modus “Jeder gegen Jeden“ mit dem Ziel an, einen toten Tierkadaver, meist eine Ziege, zu erobern und zum Preisrichter zu bringen. Weil Buzkashi nicht selten sehr wild abläuft, tragen die Spieler normalerweise eine Schutzkleidung.

Arnis

Seit 2009 ist Arnis der offizielle Nationalsport auf den Philippinen. Arnis ist eine Kampfkunst, die nicht mit bloßen Körper erfolgt, sondern mit verschiedenen Waffen von Stöcken bis zur Kris, einer der bekanntesten Waffen Südostasiens. Arnis zählt dabei zu den Filipino Martial Arts, einem Sammelbegriff für eine Reihe von philippinischen Kampfkünste, von denen die meisten einem ähnlichen Muster folgen.

Kabaddi

Kabbadi ist eine Mannschaftssportart, die vor allem in Asien und insbesondere in Bangladesch sehr beliebt ist. Zwei Teams mit jeweils sieben Spielern treten dabei mit dem Ziel gegeneinander an, dass ein einzelner Spieler, der “Raider“, in der gegnerischen Hälfte möglichst viele Spieler abschlägt respektive berührt. Dafür bleibt dem Spieler aber nur ein Atemzug Zeit.

Pato

Pato ist zwar mit dem bekannteren Polo verwandt, ist allerdings im Gegensatz dazu kein vermeintlicher Reichensport, sondern wird vor allem von der ärmeren Landbevölkerung Argentiniens gespielt. Beim modernen Pato geht es um eine Ente aus Leder (und nicht mehr wie früher ein lebendes Tier), die zunächst erobert werden muss und die dann in den gegnerischen Korb, der sich jeweils am Ende des Spielfeldes befindet, geworfen werden muss.

Lacrosse

Lacrosse

Foto: Jerry Holt/Minneapolis Star Tribune/ZUMA Wire/Alamy Live News

Während Eishockey im Winter der kanadische Nationalsport ist, gilt selbiges im Sommer für Lacrosse. Beim Lacrosse geht es darum, mit einem Schläger, an dem eine Art Fangnetz angebracht ist, einen Ball aus Hartgummi ins gegnerische Tor zu befördern. Lacrosse kann man damit zumindest grob als Mischung zwischen Handball und Hockey klassifizieren.

Dandi Biyo

Auch wenn Dandi Biyo 2017 in Nepal als offizieller Nationalsport von Volleyball abgelöst wurde, erfreut sich dieses dem weitaus bekannteren Cricket ähnelnde Spiel im südasiatischen Raum unverändert großer Beliebtheit. Sicherlich auch wegen seiner einfachen Funktionsweise und weil dafür nur ein Holzstock benötigt wird sowie ergänzend ein damit in Richtung Ziel zu befördernder Gegenstand wie wahlweise ein Stein oder ein kleinerer Stock.

Tejo

Aus Südamerika stammt das vor allem in Kolumbien, Ecuador und Venezuela populäre Tejo, das mit einer diskusförmigen Scheibe gespielt wird, die als Tejo bezeichnet wird. Ziel des Spiels, das sowohl einzeln als auch im Team gespielt werden kann, ist es, die Tejo so in einen knapp 20 Meter entfernten Kreis mit 15 Zentimeter Durchmesser zu werfen, das eine an dessen Rand angebrachte Tasche mit Schwarzpulver (Mecha) explodiert. Explodiert in einem Durchgang keine Mecha, gewinnt der Spieler oder das Team, dessen Tejo am nächsten am Kreis gelandet ist.

Paso Fino

Paso Fino, wörtlich übersetzt “feiner Gang“ ist eigentlich eine Pferderasse spanischen Ursprungs, die sich im Laufe der Zeit dem Leben im Puerto Rico angepasst hat. Gleichermaßen verwendet wird der Begriff für Rennen mit diesen Pferden, die zwischenzeitlich verboten wurden, seit 1966 aber offiziell der Nationalsport im Freistaat Puerto Rico sind.

Sloop Segeln

Wenig überraschend steht der Nationalsport der Bahamas in Zusammenhang mit Wasser und dem Meer. Beim Sloop-Segeln treten Boote mit nur einem einzigen Mast und einem Längs-Rigg, das nur ein Vorsegel hat, gegeneinander an. Regelmäßig werden mit diesen speziellen Booten Rennen ausgetragen, die stets auch internationale Starter auf den Inselstaat im Atlantik locken.

Capoeira

Der brasilianische Nationalsport stammt eigentlich aus dem afrikanische Angola und wurde im Laufe der Geschichte von afrikanischen Sklaven entwickelt. Bei Capoeira handelt es sich um eine besondere Form der Kampfkunst, die Musik, Tanz und Akrobatik auf spezielle Art und Weise kombiniert und ein hohes Maß an Körperbeherrschung erfordert. Zwischenzeitlich wohl nicht zuletzt wegen der Herkunft noch als illegal eingestuft, ist Capoeira seit 1940 in Brasilien erlaubt und 1972 sogar zum Nationalsport erklärt worden.

Charreria

Schon seit 1933 ist Charreria der Nationalsport in Mexiko. Charreria weist Ähnlichkeiten zum Rodeo oder zum mexikanischen Stierkampf auf und umfasst mehrere Disziplinen, die allesamt aus dem Bereich der früheren Tierhaltung stammen. Bewertet werden die Teilnehmer an verschiedenen Wettkämpfen dabei nach Stil und Ausführung, also frei nach einer sogenannten B-Note.

Destrezas Criollas

Destrezas Criollas ist in Uruguay populär und erinnert im Rahmen der kreolischen Woche, die anstelle des Osterfestes abgehalten wird, an die einstigen Gaucho-Traditionen. Dazu gehören verschiedene Wettbewerbe mit Beteiligung von Tieren wie Stieren oder Pferden. Seit 2006 ist Destrezas Criollas offiziell uruguayischer Nationalsport.

Wetten auf Nationalsport – besonders regional beliebt

Dass manche national beliebte Sportarten in anderen Ländern teils gar nicht bekannt sind, ändert natürlich nichts an deren regionaler Popularität. Dazu gehört zum einen ein gewisser und mehr oder weniger ausgeprägter Wettkampfcharakter. Zum anderen auch der Wunsch, auf beliebteste Sportarten Länder zu wetten. Kann man auf Lacrosse wetten? Diese Frage wird sich in Deutschland oder Italien kaum jemand stellen, wohingegen die Nachfrage nach Wetten auf Lacrosse in Kanada sicherlich sehr hoch ist. Ähnlich verhält es sich mit Gaelic Football oder auch Hurling in Irland sowie mit dem Nationalsport in vielen weiteren Ländern.

Um auf überregional eher nicht sonderlich populären Nationalsport wetten zu können, kann es daher etwas länger dauern, bis sich ein passender Buchmacher gefunden hat. Die großen Buchmacher mit ihrem meist international, auf jeden Fall aber überregional angelegten Angebot haben kleinere Sportarten mangels Rentabilität nicht immer im Programm. Daher kann es sich lohnen, gezielt nach kleineren Bookies in dem Land zu suchen, in dem der persönlich favorisierte Nationalsport den meisten Anklang findet. Dann besteht sicherlich auch die Chance, die eine oder andere Wettmöglichkeit auf Pato, Tejo oder Paso Fino zu finden.

Länderspezifische Sportarten gibt es rund um den Globus, aber auffällig ist durchaus, dass Nationalsportarten besonders in Süd- bzw. Lateinamerika weit verbreitet sind. Dort, aber auch in Asien gibt es viele Länder, die Sportarten pflegen, die in anderen Regionen der Erde gänzlich unbekannt sind.

Nein, bei weitem nicht. In den allermeisten Ländern gibt es keinen offiziellen Nationalsport, sondern es herrscht schlichtweg allgemeiner Konsens, dass eine oder auch mehrere Sportarten eine besondere Tradition haben, die gepflegt werden will. Einige Länder allerdings haben aber durchaus Sportarten per Dekret zum Nationalsport erhoben, beispielsweise Argentinien mit Pato oder Bangladesch mit Kabaddi.

Vermutlich ja. Allerdings sind entsprechende Möglichkeiten in vielen Fällen regional begrenzt. So ist durchaus vorstellbar, dass Wetten auf Paso Fino in Puerto Rico sehr gefragt sind, doch in Europa würden Buchmacher damit wohl kaum nennenswerte Umsätze erzielen.

Im deutschsprachigen Raum gibt es keine offiziellen Nationalsportarten. Allerdings darf man in Österreich den gesamten Wintersport, allen voran Ski Alpin, zumindest als inoffiziellen Nationalsport einsortieren. Auch in der Schweiz sind Wintersportarten weit verbreitet, doch haben die Eidgenossen mit Schwingen, Hornussen und Steinstoßen auch noch sehr beliebte Sportarten die keiner kennt – zumindest außerhalb der Alpenrepublik – zu bieten. In Deutschland existiert flächendeckend kein Nationalsport im klassischen Sinne, doch regional sind etwa das bayerische Fingerhakeln oder das norddeutsche Fahnenjagen durchaus populär.

Johannes Ketterl

Experte für Fußball

Geboren 1983 in der Oberpfalz und dort von kurzen Ausnahmen bis heute wohnhaft. Dennoch und trotz deutlich mehr Tiefen als Höhen von klein auf Fan des 1. FC Köln. Studium an der Universität Regensburg und an der FH Schmalkalden, seit 2010 als freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt Fußball tätig. Als lizenzierter Fußball-Trainer im Nachwuchsbereich aktiv und mit einem gewissen Faible für die italienische Serie A. Ewige Helden: Maurice Banach und Dennis Bergkamp.

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