Die 10 peinlichsten Sportmomente aller Zeiten

Jubel und Trauer, auf jeden Fall große Emotionen sind im Sport fest verankert und sorgen Woche für Woche, teils Tag für Tag für Gefühlswallungen bei Alt und Jung. Der Sport bringt aber nicht nur regelmäßig Ergebnisse mit sich, die entsprechende Reaktionen sowohl bei den Beteiligten als auch oft bei vielen Fans hervorrufen, sondern auch kuriose Momente, die zwischen lustig und peinlich schwanken.

Caroline Wozniacki Haare

AP Photo/Kathy Willems – Alamy Stock Photos

Wir haben uns auf dieser fiktiven Skala für das Ende “peinlich” entschieden und uns auf die Suche gemacht nach Ereignissen in der Sportgeschichte, die in diese Kategorie passen. Herausgekommen ist ein bunter Mix, der überwiegend zum Schmunzeln anregt – freilich nur für die nicht direkt Betroffenen, die im Nachgang mutmaßlich teilweise gerne aus Scham im Boden versunken wären.

10. Skandalkampf Mike Tyson vs. Evander Holyfield

Peinlich ist fast der falsche Begriff für den gravierenden Fehltritt, den sich Mike Tyson am 28. Juni 1997 im Kampf gegen Evander Holyfield erlaubt hat, der bis heute einen festen Platz in der Geschichte des Boxsports hat – und in der Rubrik Skandale vermutlich auf ewig haben wird.

In einem ebenso hitzigen wie intensiven Fight verlor Tyson in der 3. Runde völlig die Kontrolle. Der damals 30-jährige Tyson erwischte keinen guten Tag, tat sich von Anfang an gegen Holyfield schwer und ließ sich bei einer Umklammerung zu einem Biss ins Ohr seinen Kontrahenten hinreißen. Holyfields Reaktion ließ schnell erkennen, dass “Iron Mike” weit über die Grenzen der sportlichen Fairness hinaus gegangen war und nach kurzer Zeit wurde auch Ringrichter Mills Lane das Ausmaß klar. Nachdem die Runde zunächst noch normal beendet wurde, disqualifizierte Lane den zu diesem Zeitpunkt schon auf dem absteigenden Ast befindlichen Tyson.

Während Holyfield tatsächlich ein 1,5 Zentimeter langes Stück am Ohr fehlte, war der Skandal letztlich nahezu gleichbedeutend mit dem Ende von Tysons so vielversprechend beginnender Karriere.

Der Ohrbiss im Video:

9. Kameramann stoppt Usain Bolt

Auch Jahre nach seinem 2017 erklärten Karriereende ist Usain Bolt unverändert der schnellste Mensch der Welt – zumindest der einzige bislang, der die 100 Meter in weniger als 9,6 Sekunden lief. In seiner Hochphase war der Jamaikaner auf der Laufbahn über 100, oft auch über 200 Meter nicht aufzuhalten – zumindest nicht während des Wettkampfs.

Bolt nicht nur zu stoppen, sondern sogar zu fällen, gelang allerdings einem Kameramann, wenn auch alles andere als absichtlich. Nach seinem Erfolg im 200-Meter-Finale bei der Leichtathletik-WM 2015 in Peking war Bolt gerade auf der Ehrenrunde, als sich von hinten ein Kameramann auf einem Segway näherte, der die Emotionen der Supersprinters aus nächster Nähe einfangen wollte. Der Chinese allerdings touchierte mit seinem Gefährt eine Absperrung, verlor die Kontrolle und fiel nicht nur selbst, sondern riss auch Bolt förmlich um.

Bolt allerdings fiel gekonnt, rappelte sich mit einer Rolle sofort wieder auf und setzte nur anfänglich leicht humpelnd seine Runde fort und scherzte wenig später schon wieder, dass vermutlich sein größter Rivale Justin Gatlin hinter der Aktion stecke.

Der Fauxpas des Kameramanns im Video:

8. Sarah Connor mit einer eigenen Version der Nationalhymne

Normalerweise werden vor Länderspielen die Hymnen der beteiligten Nationen vom Band abgespielt, was keine Garantie dafür ist, dass keine Fehler passieren. So gab es in der Vergangenheit schon einige Fälle, in denen die falsche Hymne erklungen ist.

Bei besonderen Spielen kommt es ab und zu auch vor, dass die Nationalhymnen von einem Künstler oder einer Künstlerin intoniert werden. Beim Eröffnungsspiel der Münchner Allianz-Arena zwischen dem FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft am 2. Juni 2005 wurde Sarah Connor die Ehre zuteil, die deutsche Hymne zu singen.

Die aus einer deutsch-amerikanischen Familie mit irischen Vorfahren stammende Sängerin, die ein Jahr vor der WM 2006 hohe Popularität genoss, war nach eigenen Angaben vor 66.000 Zuschauern aber sehr nervös und wartete mit einem eigenen Text auf.

„Brüh im Lichte dieses Glückes…“ anstelle von „Blüh im Glanze“ war sowohl im Stadion als auch an den TV-Bildschirmen eindeutig zu vernehmen und brachte Connor wochenlang höhnische Kommentare ein. Wer den Schaden hat…

Sarah Connor “versingt” sich:

7. Der Haarzopf bremst Caroline Wozniacki aus

Es hat durchaus gute Gründe, warum Sportler mit längeren Haaren im Wettkampf in der Regel versuchen, diese in irgendeiner Form zu bändigen. Ein Zopf gilt als taugliches Mittel, allerdings nur bedingt, wenn dieser dann selbst relativ lang ist. Aus eigener, leidvoller Erfahrung kann Caroline Wozniacki davon berichten…

Beim US-Open-Match gegen Aliaksandra Sasnovich im August 2014 lieferte sich die Dänin mit ihrer Kontrahentin einen Ballwechsel, wurde nach einem Return per Vorhand aber ausgebremst. Denn nach der Schlagbewegung verfing sich Wozniackis Zopf im Racket, sodass der Bewegungsspielraum in der Folge sehr eingeschränkt war. Die frühere Weltranglistenerste unternahm zwar noch den Versuch, den nächsten Ball zu spielen, freilich schon mit einem Lächeln auf den Lippen angesichts der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens.

“Ich hab mir fast den Kopf abgerissen”, konnte Wozniacki auch nach dem Spiel über ihr Missgeschick schmunzeln – sicherlich auch deshalb, weil es am Ende doch zu einem ungefährdeten Erfolg (6:3 und 6:4) reichte.

Das haarige Missgeschick im Video:

6. Busenwischer bei Bibiana Steinhaus

Mittlerweile sind Frauen als Schiedsrichter im Männerfußball keine absolute Rarität mehr. Bibiana Steinhaus gehörte einst aber sicherlich zu den Vorreiterinnen insbesondere in Deutschland – und war im Oktober 2010 während des Zweitliga-Spiels zwischen Hertha BSC und Alemannia Aachen an einer kuriosen Szene beteiligt, die dem Berliner Mittelfeldspieler Peter Niemeyer im Nachhinein mutmaßlich peinlich war und vielleicht zu Hause auch ein wenig in Erklärungsnot brachte.

In einer kurzen Spielunterbrechung wollte Niemeyer Steinhaus ohne Hinzusehen einen aufmunternden Klaps geben, verfehlte bei der No-Look-Aktion allerdings die Schulter und wischte der Schiedsrichterin über die Brust. Steinhaus reagierte nur im ersten Moment verdutzt, dann aber nach einer direkten richtigen Einschätzung der Situation sofort mit einem Lächeln – Konsequenzen blieben selbstverständlich aus.

Peter Niemeyers Fehlgriff in Zeitlupe:

5. Carlos Boozer “schlägt” den Schiedsrichter

Im März 2013 unterlagen die Chicago Bulls den Dallas Mavericks in einem engen Match mit 98:100. Angesichts des knappen Spielverlaufs kochten die Emotionen immer wieder hoch und wurden dementsprechend intensiv bejubelt.

Carlos Boozer

Associated Press/Alamy Stock Photo

So freute sich auch Carlos Boozer nach einem erfolgreichen Dribbling samt anschließendem Treffer – allerdings ohne richtige Orientierung. Denn der Forward holte in einer Drehbewegung zu einem Faustschlag aus, der eigentlich ins Leere hätte gehen sollen, übersah allerdings den hinter ihm stehenden Schiedsrichter. Der Referee wurde denkbar ungünstig und wuchtig just zwischen den Beinen erwischt, konnte Boozers Fehlschlag aber gut einordnen und mit einem Schmunzeln wegstecken.

Carlos Boozers etwas andere Jubelfaust:

4. Eklige Nationaltrainer – Joachim Löw und Ronald Koeman

Nicht nur auf das Spielfeld sind bei wichtigen Fußballspielen zahlreiche Kameras gerichtet, sondern auch die Protagonisten an der Seitenlinie stehen stets im Fokus. Das allerdings haben Joachim Löw und Ronald Koeman jeweils ausgerechnet bei einem großen Turnier mit nochmals mehr Medienpräsenz offenbar vorübergehend vergessen.

Während sich Löw als Trainer der deutschen Mannschaft bei der EM 2016 auf der Ersatzbank sitzend vor laufender Kamera ein Portfolio an Ekligkeiten leistete, machte es Koeman als Bondscoach der Niederlande bei der EURO 2024 nicht viel besser.

Beide dürften beim Anblick der Bilder peinlich berührt gewesen sein und waren zumindest in diesen Momenten alles andere als Vorbilder nicht nur für (junge) Fußballer, sondern für jedermann.

Joachim Löw bei der EM 2016 und Ronald Koeman acht Jahre später:

3. Rachael Gunn und ihr Breakdance bei Olympia

Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris feierte Breakdance als neue Disziplin Premiere – und damit zugleich 16 Teilnehmerinnen, die sich auf großer Bühne präsentieren durften.

Zu den 16 Vertreterinnen der neuen Olympia-Sportart gehörte die Australierin Rachael Gunn, die einen etwas anderen Auftritt hinlegte. Gunn wälzte sich unter anderem auf dem Boden und vollzog Hüpfer wie ein Känguru – von der Jury mit durchweg null Punkten und damit der mit Abstand schlechtesten Wertung aller Teilnehmerinnen quittiert.

Rachael Gunn Olympia

Australian Associated Press/Alamy

Für Gunn, die in ihrer Interpretation künstlerische Freiheit sah, war das negative Feedback zwar offenkundig kein Problem. Der eine oder andere Vertreter Australiens dürfte indes mit gemischten Gefühlen auf Gunns Vorstellung geblickt haben.

Gunns Breakdance im Video:

2. Kreuzbandriss beim Torjubel

Die Saison 2017/18 begann für den Hamburger SV und Nicolai Müller gut. In der 15. Minute brachte der Offensivmann den HSV gegen den FC Augsburg in Führung und jenes 1:0 sollte gleichzeitig auch den Endstand markieren. Als der Schlusspfiff erklang, war die Partie für Müller aber längst beendet, hatte der damals 29-Jährige seinen Treffer doch mit einem verhängnisvollen Jubel zelebriert.

Zwei 360-Grad-Drehungen samt abschließendem Jubelsprung bescherten Müller einen Kreuzbandriss und eine lange Zwangspause – die womöglich auch ihren Anteil daran hatte, dass der HSV am Ende der Saison zum ersten Mal in seiner Geschichte aus der Bundesliga absteigen musste.

Für Müller letztlich ein peinlicher und auch fataler Jubel, fand der zweifache A-Nationalspieler in der Folge doch nie wieder seine Form – weder beim HSV noch bei Eintracht Frankfurt und Hannover 96, ehe es im Herbst der Karriere nach Australien und Wales ging.

Das folgende Video zeigt zu Beginn Müllers verhängnisvollen Jubel und danach auch den langen Weg zum Comeback:

1. Anthony Knockaerts Fehlschuss und der fatale Konter

Wer am 12. Mai 2013 im Stadion des FC Watford an der Vicarage Road dabei war, dürfte eine der denkwürdigsten Partien oder vielmehr Minuten der englischen Fußballgeschichte nicht vergessen. Insbesondere Anthony Knockaert nicht, der zum tragischen Helden avancierte.

Anthony Knockaert

PA Images/Alamy Stock Photo

In der sechsten Minute der Nachspielzeit des Play-offs-Halbfinalrückspiels zwischen Watford und Leicester City führten die Gastgeber mit 2:1, womit nach Leicesters 1:0-Hinspielsieg aufgrund der damals noch gültigen Auswärtstorregelung die Gäste weiter gewesen wären. Die letzten Hoffnungen Watfords schienen zu zerplatzen, als Schiedsrichter Michael Oliver in eben jener 96. Minute auf Elfmeter für Leicester entschied.

Knockaert allerdings verpasste die endgültige Entscheidung, scheiterte mit einem schwach getretenen Strafstoß an Watfords Schlussmann Manuel Almunia und nur 20 Sekunden später traf Troy Deeney auf der Gegenseite zum 3:1. Auch wenn sich Knockaert keinen peinlichen Fehlschuss im engeren Sinne erlaubte, war es einer der verhängnisvollsten Elfmeter überhaupt mit weitreichenden Folgen.

Die heiße Endphase von Watford:

Johannes Ketterl

Experte für Fußball

Geboren 1983 in der Oberpfalz und dort von kurzen Ausnahmen bis heute wohnhaft. Dennoch und trotz deutlich mehr Tiefen als Höhen von klein auf Fan des 1. FC Köln. Studium an der Universität Regensburg und an der FH Schmalkalden, seit 2010 als freiberuflicher Autor mit Schwerpunkt Fußball tätig. Als lizenzierter Fußball-Trainer im Nachwuchsbereich aktiv und mit einem gewissen Faible für die italienische Serie A. Ewige Helden: Maurice Banach und Dennis Bergkamp.

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