Liebe Fußballfans,
Revolution im Fußball! Jahrelang hat man auf solche Maßnahmen gewartet, um den Sport nicht nur attraktiver und fairer zu gestalten. In den letzten Jahren wurden diverse Neuerungen eingeführt, wie etwa der VAR, doch die Fußballfans haben wieder etwas zu meckern. Denn die neusten Durchsagen durch die Schiedsrichter werden in der Fanszene mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Ich schaue mir heute die Vor- und Nachteile der Lautsprecherdurchsagen der Schiedsrichter an und ziehe ein Fazit zu dieser Neuerung im deutschen Profi-Fußball.
Bundesliga-Spiel zwischen Leverkusen und Hoffenheim bietet erste Durchsage
„Strafstoß wurde überprüft.“ Mit diesen geschichtsträchtigen Worten wurde in der Bundesliga beim Spiel Bayer 04 Leverkusen gegen TSG Hoffenheim die allererste Durchsage eines Schiedsrichters in Deutschland gemacht. Ähnlich dem Vorbild aus anderen Sportarten wie dem American Football haben nun auch die Fußball-Offiziellen die Möglichkeit bzw. sogar Pflicht, ihre Überprüfung via Mikrofon an alle Fußballfans im Stadion und zu Hause vor den Fernsehgeräten durchzugeben. „Nach Ansicht der Bilder lag eine Abseitsstellung vor. Deswegen lautet die Entscheidung: Abseits. Kein Strafstoß.“ Dies war die erste Entscheidung, welche nach einem VAR bei Leverkusen gegen Hoffenheim an die Fans weitergegeben wurde.
Hat doch alles geklappt. Die Fans haben sich in den letzten Jahren beschwert, dass die Entscheidungen des VAR nicht klar genug kommuniziert wurden. Dieses Problem wurde beseitigt. Wunderbar – alle sind zufrieden. Oder doch nicht? Nein, denn der Fußball wäre nicht Fußball, wenn es auch hier nicht sofort Kritik hageln würde. Im Internet bemängeln einige Fans, dass die Durchsage zu juristisch geklungen hätte. Nun handelt es sich ja um die Fällung einer Entscheidung im Sinne eines Regelwerkes, und da ist die genutzte Wortwahl durchaus angebracht. Aber abseits der Worte – wie wurde die Neuerung im Zusammenhang mit dem VAR unter den Fans aufgenommen?
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Schiedsrichter Robin Braun (r) verkündet die Entscheidung des VAR (Bild: dpa picture alliance / Alamy Stock Photo)
Nichts Neues: Es wird weiterhin über den VAR gemeckert!
Jahrzehntelang war der Fußball geprägt von groben Fehlentscheidungen seitens der Schiedsrichter. Mal wurde eine Abseitsstellung nicht gepfiffen und mal war der Ball nicht gänzlich hinter oder vor der Torlinie. Und dann gibt es da auch noch die legendärsten Roten Karten. Seit Ewigkeiten forderten die Fans und Experten, der Fußball müsse durch eine bessere Aufklärung fairer werden, sodass Fehlentscheidungen eines Schiedsrichters nicht mehr dazu führen können, dass Spiele beeinflusst werden.
Jetzt haben wir mittlerweile den VAR und meiner Meinung nach verrichtet dieser solide Arbeit. Krasse Fehlentscheidungen sind wirklich die Ausnahme geworden und ich frage mich, wie sehr wir meckern würden, käme es wieder zu den spielentscheidenden Fouls etc., die nicht überprüft werden. Die Schiedsrichtererklärung soll den Fans mehr Einsicht in die Entscheidungsfindung geben, und das wird wohl durch die Neuerung auch gelingen. Gemeckert wird natürlich dennoch und daran müssen wir uns gewöhnen. Wir sind eben 84 Millionen Fußball-Bundestrainer und Meisterschiedsrichter. Und ein wahrer Fußballfan weiß: Der Schiedsrichter hat immer Unrecht, auch wenn er Recht hat.
Neue Durchsagen des Schiedsrichters: Wird dies den Fußball bereichern?
Ja, ich gebe zu, die zusätzliche Durchsage durch den Schiedsrichter wird den Prozess einer Überprüfung um ein paar weitere Sekunden hinausziehen, aber es gibt weitaus Schlimmeres auf dem Feld. Die ewigen Schwalbenpausen, Krämpfe, die wie von Wunderhand in der 91. Spielminute einsetzen und Co. sind da meiner Ansicht nach die größeren Störfaktoren als darauf zu warten, dass eine Situation fair und richtig aufgeklärt sowie im Anschluss mit uns Fans kommuniziert wird.
Thomas Kellner
Fußball Experte
Jahrgang 69, im Herzen jung und als ehemaliger Fußballer sowie Schiedsrichter als freiberuflicher Autor stets aktuell informiert über das Geschehen aller europäischen Fußball-Ligen. Heimatverein und „alte Liebe“: Hannover 96