Der DFL sind doch die Fans egal – Investor kommt trotz massiver Fan-Proteste an Bord

Liebe DFL,
Ich habe vernommen, dass die Klubs mit einer 2/3 Mehrheit für den DFL-Investor abgestimmt haben. Die Reaktionen der Fans am Wochenende sollten Dir einen guten Überblick darüber verschafft haben, wie groß die Begeisterung für diesen Plan tatsächlich ist. Nun war Dir die Meinung der Fans eigentlich schon immer egal und darum ist es kein Wunder, dass es letztlich 24 Ja-Stimmen, 10 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen gab. Dies bedeutet, dass nur eine Nein-Stimme dafür gesorgt hätte, dass die Investor-Pläne genau wie im Mai beim ersten Anlauf gescheitert wären.

DFL Protest BVundesliga

DFL – Viele Fans sind überzeugt, dass Du Deine Seele verkaufst und das auch noch unter Wert. Aber es gibt nicht nur Negatives, denn der Deal hält auch ein paar gute Seiten bereit, welche ich an dieser Stelle keineswegs unterschlagen möchte. Darum schaue ich mir den Deal noch einmal mit etwas Abstand an und wäge die Vor- und Nachteile davon ab.

DFL-Investor: Die positiven und negativen Folgen für den deutschen Fußball

Positiv ist erst einmal, dass die deutsche Fußball-Liga einen massiven Finanz-Push erhält. 1 Milliarde Euro ist im Gespräch und dieses Geld soll zielführend sowie zukunftsorientiert eingesetzt werden. Dafür muss die DFL 8 Prozent des TV-Geldes an den Investor abgeben, denn dieser möchte natürlich verdienen. Stand jetzt soll sich der Investor-Deal auf einen Zeitrahmen von 20 Jahren beschränken.

Das ist ein langer Zeitraum und es wird dadurch klar, dass der deutsche Fußball, wie Du und ich ihn kennen, einige Veränderungen erleben wird. Diesbezüglich ist die DFL aber sehr transparent und macht kein Geheimnis daraus, wie das Geld vom Investor eingesetzt werden soll. Daher konnte ich mir einen guten Eindruck davon machen, ob der Deal den deutschen Fußball wirklich fördern kann. Und ja – das kann er. Daher komme ich zunächst zur Übersicht, bevor ich mich auch um die Schattenseiten des Deals kümmere.

Der Investor hat kein entscheidendes Mitspracherecht bei Änderungen in der Bundesliga

Wichtig ist: Der Investor soll kein Mitspracherecht bei sportlichen Angelegenheiten haben. Für ihn geht es lediglich darum, Geld zu verdienen. Eine Änderung am Liga-Moduls, Spiele im Ausland wie Saudi-Arabien usw. sind nicht in Planung. Für 164 Mio. möchte die DFL eine eigene Streaming-Plattform ins Leben rufen. Darauf wird man wohl im Ausland die Bundesliga-Spiele sehen können. In Deutschland vermutlich nicht, da man auf die TV-Deals angewiesen ist. Dafür könnten Fans aber zahlreiche Bonus-Inhalte wie Exklusiv-Interviews oder Reportagen zu sehen bekommen.

183 Mio. sollen in die Vermarktung im Ausland fließen, um die Bundesliga dort bekannter zu machen. Deutsche Vereine sollen für diese Vermarktung 100 Mio. Reisekostenzuschüsse erhalten. 126 Mio. sollen in die Verbesserung der TV-Übertragung fließen. Das bedeutet hochwertigere sowie mehr Kameras, Mikrofone und Co.

65 Mio. fließen wohl in einen Werbepartner für die Liga, 8 Mio. in die eSport-Abteilung bzw. die virtuelle Bundesliga und 300 Mio. dienen für einen Zeitraum von 4 Jahren als Rücklage für die kleineren Vereine, sodass diese sich auf die fehlenden TV-Einnahmen vorbereiten können.

Die Stimmen der Fans am Wochenende waren eindeutig

Am Wochenende fanden in den Bundesliga-Partien einige Protestaktione statt. Viele Ultras schwiegen etwa die ersten 12 Minuten lang und in allen Stadien wurde der Widerwille gegen den Investor deutlich. Daher ist ein massiver Kontra-Punkt des gesamten Deals die Fan-Szene, welche sich aktuell mehrheitlich gegen diesen Weg ausspricht. Die Angst davor, dass sich die Bundesliga grundlegend ändert, ist ohne Frage vorhanden. Die DFL hat die Pläne jedoch transparent gestaltet und wenn sie sich daran hält, zum Beispiel keine Spiele in Saudi-Arabien auszutragen, bin ich der Meinung, dass durch den DFL-Investor viele Dinge auch besser werden können.

Thomas Kellner

Fußball Experte

Jahrgang 69, im Herzen jung und als ehemaliger Fußballer sowie Schiedsrichter als freiberuflicher Autor stets aktuell informiert über das Geschehen aller europäischen Fußball-Ligen. Heimatverein und „alte Liebe“: Hannover 96