Muss ein ehemaliger Bayern-Trainer wegen Steuerbetrug ins Gefängnis?

Lieber Carlo Ancelotti,

4 Jahre und 9 Monate Gefängnis – das ist die aktuelle Forderung der Staatsanwaltschaft. Was ist geschehen? Wie konnte es bei einem Welttrainer von Ihrem Format so weit kommen und warum treten Sie als ehemaliger Trainer des FC Bayern Münchens damit quasi in die unehrenhaften Fußspuren Ihres ehemaligen Bayernbosses Uli Hoeneß? Ich möchte mir den Fall im Detail ansehen, stelle meinen Lesern aber erst einmal die Person Carlo Ancelotti im Kurzporträt vor.

Ancelotti - Steuern

Wer ist Carlo Ancelotti?

Fußballfans dürften den Namen Carlo Ancelotti wahrscheinlich kennen. Doch welcher Mensch steckt dahinter? Ancelotti wurde am 10. Juni des Jahres 1959 in Reggiolo geboren und war einst als Fußballspieler aktiv. Heute nimmt er gerne auf dem Trainerstuhl Platz und ist in diesem Zusammenhang seit dem Jahr 2021 bei Real Madrid in Spanien unter Vertrag.

Zuletzt warf er in der Champions League nach einem spannenden Rückspiel den Bundesligisten RB Leipzig aus der Königsklasse. Man kennt Ancelotti aber auch aus der Bundesliga, denn von 2016 bis 2017 war er Trainer des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Für mich persönlich ist Ancelotti einer der größten Trainer dieses noch jungen Jahrtausends. Aber hat er privat Dreck am Stecken?

Muss Carlo Ancelotti nun wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis?

Steuerbetrug – so lautet der Vorwurf der zuständigen Staatsanwaltschaft in Madrid. Der amtierende Trainer von Real Madrid sieht sich mit ernsten Anschuldigungen konfrontiert und könnte bei einer Verurteilung für längere Zeit ins Gefängnis wandern. Am vergangenen Mittwoch forderte die Staatsanwaltschaft eine Haft von 4 Jahren und 9 Monaten. Was jedoch unter dem Radar liegt: Die Ermittlungen gegen Ancelotti laufen eigentlich bereits seit dem Jahr 2021.

Die Nachrichtenagentur AFP konnte ein Dokument des Gerichts einsehen, wonach es bei dem Fall um unversteuerte Einnahmen aus Bildrechten geht, welche auf das Jahr 2014 zurückgehen. Noch ist der Fall von Carlo Ancelotti nicht entschieden, aber derzeit sieht es für die Fußballlegende nicht sonderlich gut aus.
Der ehemalige Bayern-Trainer ist nicht der einzige FCB-Star, der wegen Steuerbetrug unter Verdacht steht. Auch der legendäre Bayern-Boss Uli Hoeneß musste einst ins Gefängnis, da er Steuern hinterzogen hatte. Er trat seine Haft im Jahr 2014 an, also zur gleichen Zeit, als Ancelotti scheinbar seine Einnahmen verschleiert hatte. Ironie des Schicksals. Viele Kritiker bemängelten, dass Hoeneß zur damaligen Zeit im Gefängnis zahlreiche Privilegien genießen durfte und wie ein VIP behandelt wurde. Heute hat sich Hoeneß in der Welt des Fußballs rehabilitiert und kaum einer spricht mehr von der einstigen Steuerhinterziehung.

Fazit: Vor dem Gesetz ist jeder Mensch gleich

In einem aufgeklärten Staat ist es wichtig, dass kein Mensch über dem Gesetz steht. Und daher muss Carlo Ancelotti, sollte das Gericht zu dem Schluss kommen, es fand eine Steuerhinterziehung statt, die Konsequenzen seiner Handlungen tragen. Es ist jedoch schade zu sehen, dass Menschen wie Carlo Angelotti, die so viel Geld verdienen, es nötig haben, Gelder verschwinden zu lassen. Wie viel Geld ist am Ende genug?

Ich werde das Verfahren gegen den italienischen Trainer mit großem Interesse verfolgen und ich bin gespannt, zu welcher Entscheidung das Gericht in Madrid letztlich kommen wird.

Thomas Kellner

Fußball Experte

Jahrgang 69, im Herzen jung und als ehemaliger Fußballer sowie Schiedsrichter als freiberuflicher Autor stets aktuell informiert über das Geschehen aller europäischen Fußball-Ligen. Heimatverein und "alte Liebe": Hannover 96

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