Liebe DFL,
das war ein Schlag ins Gesicht. Wird wohl nichts mit dem großen Investoren-Deal. Die Fans haben sich am Ende durchgesetzt und mit ihrem Protest über Wochen bewiesen, dass David gegen Goliath auch im Jahr 2024 noch siegen kann. Ich schaue mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die aktuellen Ereignisse, denn der geplatzte Investoren-Deal bringt Vor- und Nachteile mit sich.
Angesichts dessen ist es, denke ich an der Zeit, die Sache noch einmal grundlegend zu analysieren und nachzuprüfen, was die DFL falsch gemacht hat und was vielleicht sogar die Fan-Szene in einigen Jahren bereuen könnte. Starten wir ganz am Anfang mit der Abstimmung für den Einstieg eines Investors in die DFL
Ein Investor in die DFL? Die Profi-Clubs sind dafür, die Fans dagegen – ein Konflikt ist geboren
Die DFL ist in Sorge, denn der deutsche Fußball wurde in den letzten Jahren durch starke Förderungen anderer Ligen immer bedeutungsloser. Deutsche Clubs sind zwar in den internationalen Wettbewerben wie der Champions League vertreten und erreichen dort auch einigermaßen regelmäßig Erfolge im Sinne von Halbfinale oder sogar Finale, aber das Image der Bundesliga ist relativ mittelmäßig.
Es fehlt quasi an allem, denn die DFL hat in den letzten Jahren verschlafen, auf wesentliche Punkte zur Zukunftsförderung des deutschen Fußballs zu setzen. Wie es in Deutschland Tradition ist, verpasste man, rechtzeitig auf den Zug der Digitalisierung aufzuspringen und dadurch vor allem junge Menschen für den Sport zu begeistern. Außerdem wirkt die Berichterstattung aus deutschen Stadien oft veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Zwei wichtige Punkte, welche die DFL angehen möchte. Doch dafür braucht man Geld.
Veränderungen kosten Geld – Geld, das die DFL so nicht hat
Machen wir uns nichts vor: Im Profi-Sport geht es immer um Geld. Sonst wäre es Amateur-Sport. Die Fans vergessen das gerne, aber ohne Geld kein Spitzensport. Nicht umsonst sind die großen Clubs in Deutschland und im Ausland auch quasi Wirtschaftsunternehmen. Die DFL plante für große Zukunftsambitionen einen Investor an Bord zu holen, welcher die Taschen ordentlich voll hat. In einer Abstimmung beschlossen die Profi-Clubs mit knapper Mehrheit, dass dieser Plan tatsächlich realisiert werden sollte. Es gab jedoch 2 Probleme:
- Die Abstimmung und vorherige Präsentation waren sehr schwammig
- Die Fußball-Fans reagieren auf den Begriff Investor fast schon allergisch
Also begannen die Proteste. Zunächst im Internet und danach in den Stadien. Und eines muss ich den Fans lassen – die Proteste waren friedlich und kreativ. Tennisbälle flogen auf den Platz, ferngesteuerte Autos und Flugzeuge wurden eingesetzt und na ja – leider wurden auch ein paar sehr geschmacklose Plakate erstellt, siehe Martin Kind aus Hannover.
DFL-Investor ist raus – die Vorteile
- Die Fans haben gezeigt, dass ihr Einfluss weiter vorhanden ist
- Die DFL lernt, dass sie offener mit wichtigen Themen umgehen und Fans einbinden sollte
- Für die Zukunft dürften nur noch seriöse Partner (evtl. aus Deutschland) infrage kommen
DFL-Investor ist raus – die Nachteile
- Eine große Förderung des deutschen Fußballs bleibt aus
- Die Bundesliga könnte weiter abgehängt werden
- Wichtige Themen wie Digitalisierung und Jugendarbeit bleiben vorerst auf der Strecke
Nun ist es an Euch, eine eigene Meinung zu bilden. Ich bin zwiegespalten, aber gleichzeitig auch sicher, dass es irgendwann einen neuen Anlauf seitens der DFL geben wird und vielleicht sogar muss.
Weitere Einwürfe
Thomas Kellner
Fußball Experte
Jahrgang 69, im Herzen jung und als ehemaliger Fußballer sowie Schiedsrichter als freiberuflicher Autor stets aktuell informiert über das Geschehen aller europäischen Fußball-Ligen. Heimatverein und „alte Liebe“: Hannover 96